Kartonburgen und alte Schachteln

Ich oute mich jetzt mal öffentlich als nicht besonders ordentlich. Und, was die Sache nicht besser macht, ich bin eine Sammlerin. Das hängt sicherlich mit der extremen Sparsamkeit in meiner Kindheit zusammen, gleichzeitig fällt es mir immer enorm schwer, Sachen, die man noch gebrauchen könnte, einfach wegzuwerfen. "It's my life."

Die Spitze dieses grünen Eisbergs stellt eine solide Sammlung kostspieliger Papiertüten dar, von denen die ein oder andere durchaus schon ein "second life" erleben durfte. Ich finde glänzendes, buntes Papier einfach schön, sorry. Also, falls Sie mal etwas verpacken müssen......."Welcome to my world."

Jetzt kommt die türkische Familie zu Besuch und der Gästeschlafplatz gehört aktuell noch den Papiertüten, und, was noch viel schlimmer ist als sich selbst vermehrende Tüten, sind Kartons mit diversen Inhalten, die sich unter meiner fürsorglichen Haltung ebenfalls stickum zu soliden Burgen zusammengerottet haben. "Got me under pressure."

Da hilft nur eine Radikalkur: alles muß raus. Problem: man muss alles, was man 'rausräumt, einmal mindestens in die Hand nehmen und dann wird es schwierig. Ich meine, ich habe die Sachen ja nicht ohne Grund aufgehoben. Die kleinen Schachteln, die das antike Fundament der Burg bilden, haben ja einen Wert für mich. Es sind manifeste Erinnerungen, greifbare Gedächtnisstützen. Das erste für mich im Kindergarten zum Muttertag hergestellte Geschenk, das kann man nicht in den Müll tun, die Visitenkarten vom letzten Job aber durchaus, da reicht doch ein Belegexemplar für die wachsende Sammlung. "God bless this mess."



Diese Sammlung der papiernen Reminiszenzen wächst ohnehin bedrohlich schnell, da muß man tapfer sein, will man nicht sentimental werden. Aber, vielleicht will man ja gerade das. Wo etwas Altes verschwindet, ist Platz für Neues. "Paying the Cost to Be the Boss."

So wird der Aufräumakt zur Reise durch Raum und Zeit, die kleinen Schachteln werden liebevoll abgeputzt, kleine Zeitkapseln mit großem Wert für mich, und nur das zählt. Der Zentner Zeitschriften dagegen, die alle noch einmal gelesen werden wollten, der kann weg, komme ich sowieso nicht zu. "All I really want to do."

Am Ende des Tages ist das Zimmer picobello aufgeräumt, die Fenster geputzt, damit der Ausblick auf Neues nur ja nicht getrübt wird. Ein frisch gemachtes Bett wartet auf echte Menschen, die auf den Fotos sind schon wieder verstaut. Gut so. Und bei 3sat bedanke ich mich für jede Menge Motivationsmusik. Rock 'n' Roll forever. Ach ja, und ein paar wirklich bildschöne, beinahe neuwertige Papiertüten hätte ich auch noch im Angebot..... "Waiting."

Kommentare

Zornröschen hat gesagt…
Ush, Du sprichst mir mal wieder aus dem Herzen. Ich habe eine On-Off-Beziehung zu meinem vollgestopften Keller - und ich kann mich auch furchtbar schlecht von Dingen, die an Schönes erinnern, trennen. Immer wenn ich umziehe hassen mich meine Freunde! :-)

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