....und es ist Sommer

Früher war Sommer mit einem alten (!!) Handtuch auf der Schwimmbadwiese sitzen in einem Badeanzug der immer irgendwie zu groß oder zu klein war, hart gekochte Eier essen, mit dem angespuckten Finger in der Brausetüte wühlen, mit nackten Beinen, dunkelbraun in Holzlatschen mit rotem (suuperwichtig) Lederriemen lärmig durch die Gegend laufen.


Sommer war auch Erdbeereis, Gurkensalat mit frischem Borretsch, Quarkspeise, Pfirsiche vom Baum, Wespen im Gras, frisch gemähte Wiese, gaaaanz helle Haare haben und nach Sonnenmilch riechen. Hitzefrei haben, Geld fürs Schwimmbad erquengeln, mit dem Rad fahren. Zu spät nach Hause kommen.


In den Urlaub fahren mit dem vollbepackten Auto an einen See oder das Meer oder die Berge, schön im Wechsel, einmal Deutschland, einmal Ausland, meistens Frankreich.


Sommer war auch Zeugniszeit mit und ohne Versetzungsgefährdung. Einmal war Sommer Nachprüfung in Mathe, hieß: drei Wochen lang täglich drei Stunden konsequent Mathe üben. Seitdem beherrsche ich die binomischen Formeln.


Viele Jahre lang hieß Sommer: im Büro bei mehr als dreißig Grad fast sterben, morgens nicht wissen, was man anziehen soll, dreimal täglich duschen und noch immer klebrig sein, über die Hitze stöhnen, manchmal in einen Biergarten gehen, Schwimmbäder wegen Lärm und Überfüllung zu meiden, wegen Chlor sowieso, Hitzepickel kriegen, Wimperntusche kontrollieren, nach den ultimativen Hitzeschuhen forschen, andauernd Fußnägel lackieren, Mineralwasser statt Saft und Buttermilch statt Eis.


Dieses Jahr wird Sommer heißen: Cabrio fahren, Menschen treffen, Segeln gehen, endlich hitzefeste Wimperntusche gefunden haben, neue Salatrezepte zu entwickeln, Eis selber machen, Fußnägel von Spezialisten lackieren zu lassen, Rosen in die Vase stellen, einen leckeren Sommerduft zu entdecken. Sich auf den FC in der ersten Liga freuen. Badeanzüge in drei Größen zu haben. Und zu wissen, dass man binomische Formeln braucht - oder brauchen könnte - um den Mast einer Segeljolle richtig zu stellen. Und es den Jungs zu überlassen.


Und Brausepulver und Holzlatschen.

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