Gerächt-igkeit macht das Leben schöner

Als Kind hatte ich mit meinem Vater einen Deal: Wenn ich etwas "ausgefressen" hatte - was dann leider doch vorkam, und ich ihm zuerst von meinen Missetatet berichtete, ging ich straffrei aus. Sollten andere schneller sein, gab es harte Strafen.

So habe ich einigermaßen viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, ob ich gestehe oder nicht, manchmal wurde zum Zwecke des Nachdenkens in den Keller verbannt, wo ich sehr viel gelesen habe und mit weichen Knien und mit einem bis zum Hals schlagenden Herzen darauf wartete, dass mein Vater von der Arbeit nachhause kam. Diese Kelleraufenthalte wurden von meiner Mutter herbeigeführt, eben zum Nachdenken.

Da ich das einzige von uns drei Kindern war, welches in den Keller mußte, weiß ich bis heute nicht, ob meine Geschwister auch nachgedacht haben, wahrscheinlich nicht. In den allermeisten Fällen fiel mir qua der Gnade, die Erstgeborene zu sein, die gesamte Verantwortung für die beiden Kleineren sowieso zu. Meine Mutter war der schlichten Auffassung, ich hätte ja besser aufpassen können.

Nun, was habe ich dabei gelernt?
1.) Man kann etwas ausfressen, muss es aber gleich sagen, dann passiert nix.
2.) Straffrei bleiben, heißt, mutig sein zu müssen.
3.) Wenn man es nicht sagt, darf man sich nicht erwischen lassen.
4.) Ein Nachmittag reicht meistens für ein ganzes Buch.
5.) Ein Nachmittag reicht auch, um sich gute Gründe im Nachhinein auszudenken.
6.) Handeln hat immer Konsequenzen - so oder so.

Im Laufe meines Lebens habe ich die sichere Erkenntnis gewonnen, dass man für alles im Leben die Quittung bekommt, mal früher, mal später - im Guten wie im Schlechten.

Es gibt also eine ausgleichende Gerechtigkeit, man braucht nur Geduld, um die Frist auszusitzen. Das habe ich im Keller geübt, ganz oft, ich habe Warten tatsächlich gelernt, auch wenn das Warten mitunter äußerst schmerzhaft sein kann - am Ende überzeugt das Ergebnis doch. Immer.


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