Heiraten in fünf Tagen, Finale

Unerfahren, wie ich in Sachen Türkische Hochzeit war, dachte ich, alles wäre erledigt und man, also im wesentlichen ich, könne sich jetzt ein bißchen erholen. Mitnichten.

Am Abend nach der Hochzeit - nach einem ganz relaxten Tag am Pool, kam noch eine späte Einladung. Man träfe sich um Mitternacht zur Life-Musik in einem Lokal am Hafen. Hm, Partymeilen in touristisch okkupierten Städten sind eigentlich nicht meine Welt, ich wollte aber nicht unhöflich sein. Also, zog ich mich mißmutig an und machte mich gemütlich bummelnd an der Strandpromenade entlang auf den Weg.

Die Barstraße liess mich angewidert überlegen, ob ich das wirklich wollte. Halbnackte, aber ganzkörpertätowierte Engländer beiderlei Geschlechts, russische Ladies mit eindeutigen Absichten und der ein oder andere Segler auf Abenteuertörn - da muß man die Schultern ganz schön hoch ziehen, damit die Gruselwogen den Rücken nicht beugen.

Es brauchte noch ein bißchen Telefontechnik und einen freundlichen Menschen mit Suchauftrag, ehe endlich das richtige Lokal gefunden war. Dort traf sich die "Geschwisterrunde", also Brüder und Schwestern von Braut und Bräutigam und eben ich. Drei sehr attraktive junge Männer, Typ "langhaariger Romantiker", spielten traditionelle türkische Musik. Und, das, das hat mich wirklich erwischt, sofort. Nicht nur wegen der schönen Augen. Man stelle sich eine touristenfreie Zone vor mit wunderschöner Musik und das Publikum kann alles mitsingen, das war echt ganz wie zuhause in Köln. Ein Traum.

Es gab Raki, mundgerechtes Obst in Mengen, Käse und Tomaten und natürlich Knabberkerne wie immer. Und es wurde getanzt. Mit mir. Und ohne mich. Aber immer mit Tuch.




Wir hatten eine wunderbare, harmonische, tiefenentspannte Nacht ohne Sprachbarrieren, mit Händen und Füßen und der Musik waren wir uns alle sehr, sehr nah. Gesungen, geredet, gelacht, getanzt, geerdet - gelungen.

Irgendwann wollten die Musiker dann aufhören, vielleicht die Emotionen alle verbraucht für diese Nacht. Auf Vorschlag des Bräutigams beschlossen wir, das Lokal zu wechseln. Auf dem Weg durch die Altstadt waren wir ganz und gar nicht allein, schon erstaunlich und langsam ging dann auch die Sonne auf. Wir endeten in einer Corbasi, einem "Suppenlokal".

Ich liebe ja Suppe sowieso und koche selber oft welche, gelernt habe ich in dieser Nacht, wie wohl eine heiße, scharfe Linsensuppe nach so einer Nacht tun kann, sie absorbiert auch den in Maßen genossenen Alkohol sofort und rundet alles ab. Ein Dutzend durchgeschwitzte, müde gesungene und getanzte Menschen saß an einer langen Tafel und setzte den absoluten Schlußpunkt unter die Feierwoche - ezogelin, passenderweise zu übersetzen mit Hochzeitssuppe.

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