Pata negra y Lomo con Col

Tief im Gedächtnis bleiben nach dem Urlaub essentielle Dinge, Essen und Trinken gehören unbedingt dazu, in meinem Fall gern immer dann, wenn gut. Zum Entdecken von Landschaften zählt für mich auch das Entdecken der lokalen Küche, weil Esskultur immer viel über Menschen aussagt. Traditionen sind ein Indiz für Bedürfnisse und Möglichkeiten.

Wenn man auf dem Dorf wohnt, wird man träge. Das abendliche Mahl sollte nach Möglichkeit, wenigstens gelegentlich, fußläufig eingenommen werden, damit auch mal ein Weinchen getrunken werden konnte - dem Führerschein zuliebe. So folgten wir der Empfehlung in die Dorfkneipe, ohne jedes Souvenir an vergangene Kneipenbesuche auf Mallorca, ich schwöre.

Im Gastroführer hätte die Kneipe die Prädikate "ursprünglich, rustikal, bodenständig" erhalten, sofern sie der Aufnahme in denselben für würdig befunden worden wäre. Ich war schlagartig vierzig Jahre zurückversetzt in meine dörfliche Stammkneipe. Fußball und Qualm als Indikatoren für touristenfreie Zone. Die männliche Besatzung war schlicht schüchtern als wir beiden deutschen Stadtmädels in vollem Ornat zum ersten Mal den Raum betraten. Getränke bestellen geht in nahezu jedem Idiom, auch in mallorquín.

Das "Menu" war ein schmaler, handgeschriebener Zettel mit vielen Unbekannten, in herkömmlicher Manier, für Mädels ohne Preise. Abgeschrieben und später gemeinsam mit ortsansässiger Hilfe übersetzt. Spannend. Nix für Vegetarier. Bestellt haben wir "nach Gefühl" - neugierig und hungrig. Die einen Hauch klebrige Tischplatte wurde mit Papiersets fein gemacht, die Küche war schnell, die Portionen reichlich, niemand mußte hungrig gehen. Gut so. Der Digestiv wurde in Familiengröße gereicht.




Neu für mich: Lomo con Col, mallorquinische Winterspezialität, sieht aus wie eine Wirsingroulade, enthält aber zarte Schweinelende, ein bißchen Blutwurst, Rosinen und Pinienkerne und einen Schnuff Tomate in der Sauce - sehr, sehr lecker. Habe ich noch einmal in einem anderen Lokal gegessen, auch sehr gut.

George Sand behauptet in ihrem Mallorca-Bericht, dass die Schweine daran schuld sind, dass die Insel überhaupt erschlossen wurde, weil es andere Rohstoffe nicht gab, der Tourismus als industrialisierte Einnahmequelle kam erst später. Die schwarzen Schweine liefern den weltbesten Schinken, so geht das Gerücht.

Hier zuhause erlebe ich eine wundersame Wandlung: Mein Fuß, nach einem schmerzhaften Treppenfall verstaucht, färbt sich hier vom mittleren Zeh nach außen, ebenfalls schwarz, so dass ich mit Fug und Recht behaupten kann, ich hätte auch eine "pata negra" - immerhin deutlich worthübscher als Prellung am Außenrist. Mein kleines Stück Mallorca für die nächsten Tage im kölschen November. Sehr nett. In tiefer Verbundenheit????

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