"Halbfranzosen"

Köln sieht merkwürdig aus, soviel Schnee habe ich hier noch nie erlebt. Nach zwei heftigen Tagen mit intensivem Schneetreiben und vielen Böen schien heute partienweise dat Sönnschen. Also war mal wieder die "Alte Liebe" dran. Waffeln und Kaffee - mit Blick auf das verschneite Rheinufer, so schön. Immer wieder der kleine Urlaub für zwischendurch.

An den Tisch setzte sich ein einsamer alter Mann, der sich dorthin irgendwie verirrt hatte. Als ich mich darüber freute, einen Platz mit Domblick ergattert zu haben und wir über Heimatgefühle sprachen - da sind wir ja immer ziemlich schnell - begann er, zu erzählen:



Als junger Mann sei er im Arbeitslager gewesen mit zweihundert anderen kölschen Jungs und lauter Sachsen. "Halbfranzosen" habe man sie gerufen, verächtlich. Sie seien eine freche Truppe gewesen, im Rahmen der Möglichkeiten, sie haben auch - ganz organisiert - den Schindern die Stirn geboten. Einem besonders, der sie völlig sinnfrei einen Hügel auf und ab gescheucht habe, seien sie gemeinsam entwischt in die nächste Dorfkneipe. Dort aufgespürt, haben sie frech behauptet, sie hätten die Rückkehranweisung einfach gar nicht gehört. Das Manöver fand danach nie wieder statt.

"Und," sagte er stolz mit verschmitztem Lächeln, "als Halbfranzosen waren wir immer bei den Siegern." War er ganz bestimmt. Anarchie und Schneegestöber - merkwürdiger Tag,

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