Stillstand

Kreativität soll ja aus dem Chaos entstehen, sagt man. Außer an manchen Tagen. Kultur ist ja gelegentlich, wenn keiner hingeht. Geht auch anders.

Wenn man den Ruhrschnellweg sperrt und auf 60 Kilometern Biergarnituren an das Volk vermietet, kann es durchaus passieren, dass sich drei Millionen Menschen auf den Weg machen, um die Autobahn à pied in Besitz zu nehmen. Schon schön. Der Stau, der die Benutzer jeden normalen Tag in den Wahnsinn treibt, wird zum Event umgestaut. Die Mobiltätsspur diente den Radfahrern ihrerseits mehr zum Stehen als zum Fahren, gab es doch keine Richtungsvorschrift. Man arrangierte sich ganztags. Ging gut.

Der neugierige Beobachter erlebte eine Fülle toller Menschen mit einer Menge toller Ideen an einem tollen Sommertag. Gib dem Volk die Autobahn zurück und es wird Musik und Tanz sein. Angela, Deine Menschen stecken voller Überraschungen, frag sie mal, wie es gehen könnte.



Alltagsphilosophisch ist es schwer, dem Stillstand etwas abzugewinnen, rechnen wir doch ständig mit Bewegung, Drive, Dynamik. Wettertechnisch wäre in dieser heißen Phase des Jahres Verlangsamung die bessere, weil klügere Alternative. Wer will schon auf der Stelle treten? Geht gar nicht.

Und doch, tief Luft geholt, langes Stück gelaufen, zum Ausgangspunkt zurückgekehrt, zweckfreie Bewegung - oder vielleicht auch nicht. Gib den Menschen eine Fläche für die Entfaltung und lass' sie nur machen, Überraschungen eingeschlossen. Geht.

Und während man so träge über den Stillstand sinniert, bewegen sich unerwartet andere. Gegen den Lauf. Gehen lassen?

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

....und es ist Sommer

Re-Start

Effzenz